Vor lauter Sorgen spüre ich bei mir selbst schon Corona-Symptome

Informationen zu Körperliche Beschwerden, somatischen Belastungsstörungen (Somatoforme Störungen), chronischen Schmerzsyndrom

Körperliche Beschwerden können viele unterschiedliche Ursachen haben

Die Corona-Pandemie löst bei vielen Menschen Ängste und Befürchtungen aus, und manche spüren bei sich direkt schon die Symptome einer COVID-19 Infektion, wie Brustschmerzen, Atemnot, Hitzegefühle. Hier ist es schwierig, zu erkennen, was ggf. wirklich Symptome einer Infektion sind, und was körperliche Beschwerden sind, die über andere Wege entstehen.

Es gibt zahlreiche sehr unterschiedliche Ursachen für körperliche Beschwerden. Oftmals denken wir als erstes an eine mögliche, dahinter liegende körperliche Krankheit. Doch können körperliche Beschwerden auftreten, auch ohne eine bedrohliche Krankheit anzuzeigen, sehr häufig sogar. Manchmal stehen die körperlichen Beschwerden nur für sich, sind also selbst die Krankheit, ohne dass es eine eindeutige körperliche Ursache gibt (oftmals zum Beispiel bei Rückenschmerzen). Unabhängig von einer festzustellenden Ursache kann die Stärke der Beschwerden groß sein, sich öfters ändern, usw.

Typische körperliche Beschwerden, für die oftmals keine direkte körperliche Ursache gefunden wird

  • Schwindel
  • Atemprobleme
  • Brustschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Darmbeschwerden (z. B. Reizdarm)
  • Erschöpfung
  • Multiple Körperschmerzen (z.B. Fibromyalgie)
  • Gelenkbeschwerden, Gliederschmerzen

Körperliche Beschwerden kommen häufig vor

Leichte körperliche Beschwerden kennt fast jeder Mensch. In bestimmten Lebensphasen können solche Beschwerden gehäuft oder sehr intensiv auftreten. Wenn mit diesen Beschwerden starkes Leiden verbunden ist und/oder sie die Lebensführung stark beeinträchtigen, werden dafür eigene Diagnosen vergeben, zum Beispiel:

  • Chronische Schmerzstörung
  • Somatische Belastungsstörung/Somatoforme Störung
  • Oder es werden Diagnosen vergeben, bei denen ein Körperbereich oder Syndrom im Vordergrund steht: zum Beispiel Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, unspezifischer Rückenschmerz.

Körperliche Beschwerden zu Zeiten der Corona-Pandemie?

Viele Menschen befürchten, mit dem Corona-Virus infiziert zu sein. Sie beobachten sich und beschreiben, dass immer wieder körperliche Beschwerden auftreten, insbesondere solche, die vermeintlich auf eine Infektion hinweisen könnten. Die Gesundheitssorgen sind groß. Aber gleichzeitig ist deutlich: viele andere Veränderungen in der aktuellen Krisensituation können zu den Beschwerden beitragen:

Führt die aktuelle Zeit dazu,

  • dass Sie den Körper mehr beobachten?
  • weniger körperlich aktiv sind?
  • mehr besorgt sind und ängstlicher? Sich gestresst fühlen durch die Belastungen?
  • Sie weniger sozialen Kontakt haben, z.B. durch das „Social Distancing“?
  • oder dass Sie oftmals in starrer Haltung sind (z. B. vor dem Fernseher oder Computer)?
  • sich permanent Informationen zur Pandemie aussetzen („Überstimulation“)
  • oder krankheitsspezifischen Informationen ganz aus dem Weg gehen (Vermeidung)?

Welche sonstigen Veränderungen treten durch die aktuellen besonderen Umstände auf?

Alle diese Veränderungen können zum Erleben von Körperbeschwerden beitragen. Stress, Ängste, erhöhte Selbstbeobachtung, fehlende soziale Kontakte, körperliche Fehlhaltungen u.v.m. führen dazu, dass Menschen körperliche Beschwerden erleben.

Was hilft?Was hilft nicht?
Dosiert mit Informationen zur Pandemie auseinandersetzen (1-2 mal tägl., befristet auf max. 1 h)Ständig Pandemie-Informationen beobachten, Internet checken, Dauerstimulation mit Krankheitsinformationen
Gehen Sie weiterhin üblichen Tätigkeiten nach, versuchen Sie aktiv zu bleiben, verschaffen Sie sich AblenkungMonotoner Tagesablauf
Machen Sie regelmäßig SportKörperlich schonen, viel Sitzen, keinen körperlichen Herausforderungen aussetzen
Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit ganz in der Gegenwart zu halten und wahrnehmen, was real um Sie herum geschiehtSich permanent selbst beobachten, in sich rein hören, Körper häufig nach Krankheitssymptomen abtasten
Halten Sie Kontakt zu Mitmenschen (z.B. über WhatsApp, Telefonaten, Videochats). Lohnt es sich vielleicht, alte Kontakte zu reaktivieren oder mal wieder einen Brief zu schreiben?Sozialer Rückzug, Vereinsamung
Versuchen Sie, Stress und Belastungen zu reduzieren, ggf. auch durch Entspannungsübungen, Entspannungsvideos, angeleitete Achtsamkeitsübungen auf Youtube, oder ähnlichesSich Stress aussetzen, Belastungszustände nicht verändern
Wenn Sie körperliche Beschwerden haben: Überlegen Sie, welche unterschiedlichen Faktoren zur Entstehung dieser Beschwerden beigetragen haben. Prüfen Sie, ob einer der oben beschriebenen Faktoren auf Sie zutrifft.Wenn Sie körperliche Beschwerden haben: daran denken, „das kann nur eine Corona-Infektion sein!“

Medien-Tipps:

Selbsthilfe-Ratgeber für Betroffene aus einer Ratgeber-Reihe mit Qualitätskontrolle durch Expertinnen und Experten, z.B.:

Bleichhardt G.& Martin A. (2016). Krankheitsängste erkennen und bewältigen: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige (Ratgeber zur Reihe »Fortschritte der Psychotherapie«). Hogrefe-Verlag, Göttingen.

Rauh, E. & Rief, W. (2005). Ratgeber Somatoforme Beschwerden und Krankheitsängste; Informationen für Betroffene und Angehörige (Ratgeber zur Reihe »Fortschritte der Psychotherapie«). Hogrefe-Verlag, Göttingen.