Sorgenkarussel durchbrechen

Sorgenkarussel durchbrechen – Was tun, wenn die Sorgen nicht mehr aufhören wollen?

Dies ist eine Zeit, in der man sich Sorgen machen kann. Es ist normal, sich Sorgen zu machen und das ist auch gar nicht schädlich. Sich Sorgen zu machen heißt, dass man Probleme in Gedanken durchspielt, um zu einer Lösung zu kommen. Wenn Sie aber merken, dass Ihnen das nicht gelingt und Sie sich stattdessen gedanklich im Kreis drehen oder aber von einer Sorge zur nächsten springen ohne sie jemals abschließend zu bearbeiten, dann sind das Warnzeichen. Sie sollten dann etwas ändern, damit Ihre Sorgen nicht ein Eigenleben anfangen, das Sie unnötig belastet und Ihr Denken lahmlegt.

Wie häufig ist das?

Vorübergehend hat ungefähr jeder zweite Erwachsene mal übermäßige Sorgen. Über mindestens 6 Monate andauernde Sorgen hat  immerhin noch jeder zehnte Mensch. Es lässt sich festhalten: Dauerhaft übermäßige Sorgen sind sehr belastend. Sie hindern uns daran, klar zu denken und können zu falschem Verhalten führen – gerade auch in Krisenzeiten.

Warum machen wir das?

Wenn unsere Sorgen sich um etwas sehr Schlimmes drehen, dann fühlen wir dabei Angst und Anspannung. Um uns besser zu fühlen, versuchen wir dann ganz schnell, die Sorgen beiseite zu schieben. Wir neigen dazu, sie nicht bis zum Ende zu denken. Das macht die Angst und die Anspannung vorübergehend besser. Dies verleitet dazu, das immer häufiger und immer stärker so zu machen. Das Problem dabei: dieses Verhalten kostet jedoch Anstrengung und verhindert, dass wir uns Lösungen für unsere Probleme ausdenken können. Die unbearbeiteten Sorgen kommen wie ein Bumerang immer wieder zurück: wir landen in einer „Sorgenspirale“. Diese kann auch die Form einer „Sorgenkette“ annehmen, wenn wir nämlich von einer Sorge zur nächsten springen, ohne jemals eine dieser Sorgen bis zum Ende durchzudenken.

Was kann ich dagegen tun?

Auslöser erkennen:

Oft gibt es bestimmte Dinge, die Ihre Sorgen auslösen. Das können zum Beispiel die Nachrichten im Fernsehen oder Radio sein, die sozialen Medien, Gespräche mit Anderen oder etwas, das Sie sehen oder hören und das Sie an Ihr Sorgenthema erinnert.

Auslöser beseitigen:

Wenn es Ihnen gelingt, Auslöser festzustellen, dann können Sie versuchen, diese abzubauen (z.B. nur einmal am Tag Nachrichten hören) oder Ihre Reaktion darauf zu ändern. Dazu gibt es verschiedene Maßnahmen.

Feste Sorgenzeiten einführen:

Sie können zum Beispiel ganz klare Sorgenzeiten definieren, zu denen Sie sich Sorgen machen dürfen (z.B. morgens von 8-8.30 Uhr oder abends von 18-18.30 Uhr, am besten aber nicht direkt vor dem Schlafengehen). Dadurch sind Sie für den Rest der Zeit von den Sorgen „freigesprochen“ und müssen nicht endlos grübeln.

Eine Sorge bis zum Ende durchdenken:

Es ist interessanterweise sehr entlastend, einmal den „schlimmsten, möglichen“ Fall durchzudenken, anstatt ständig vergebens Energie dafür aufzuwenden, die Sorge und die damit verbundene Angst zu unterdrücken. Psychologen nennen das „Entkatastrophisieren“. Wenn Sie Ihre schlimmste Sorge einmal konsequent bis zum Ende durchgegangen sind, dann merken Sie meistens, dass die absolute Katastrophe doch eher unwahrscheinlich ist. Die realistischeren Szenarien erscheinen dagegen nicht mehr so schlimm und Sie fühlen sich selbst auf den Ernstfall vorbereitet.

Nachrichtensperre:

Außerdem hilft eine Nachrichtenbegrenzung. Konsumieren Sie nicht den ganzen Tag Nachrichten, sondern informieren Sie sich gezielt einmal, oder wenn Sie das nicht durchhalten können auch zweimal, aber nicht mehr. Die ständige Beschäftigung mit dem Thema führt dazu, dass Sie nur noch daran denken und Ihre anderen Aufgaben und Anliegen nicht mehr gut wahrnehmen können.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ich es mit Übung schaffe, übermäßige Sorgen in den Griff zu kriegen?

Das hängt davon ab, wie motiviert Sie sind und wie gut Sie üben. Sie können sich auch mit Angehörigen oder Freunden austauschen, die Ihnen helfen können, die Übungen wirklich durchzuführen. Bei regelmäßiger Übung werden Sie sehr rasch eine deutliche Besserung ihrer Sorgenbelastung spüren.

Hilft mir das auch, wenn die Corona-Krise vorbei ist?

Auch wenn die aktuelle Corona-Krise vorbei ist, werden in unser aller Leben immer wieder Krisen vorkommen. Wenn Sie es schaffen, übermäßige Sorgen zu kontrollieren, dann hilft Ihnen das auch bei neuen Herausforderungen.

Autor des Web-Beitrags: Jürgen Margraf