24 Stunden Familie – Tipps gegen den Lagerkoller

 

Der zweite Lockdown ist da. Politiker:innen und Expert:innen rufen dazu auf, so wenig soziale Kontakte wie möglich zu haben. Das Motto ist wieder #stayathome – im Idealfall auch während der Weihnachtsfeiertage und über den Jahreswechsel.

Auch in Zeiten vor Corona konnte das Familienleben zu einer echten Herausforderung werden. Kitas und Schulen werden voraussichtlich für die nächsten drei Wochen, vielleicht aber auch länger, geschlossen bleiben. Was können Familien tun, wie können Eltern einen guten Start in den erneuten Lockdown unterstützen? Wir haben ein paar Tipps gegen den Lagerkoller gesammelt:

Schaffen Sie klare Tagesabläufe

Das A und O für alle Altersgruppen sind klare Tagesabläufe. Besprechen Sie mit ihrem Kind klare Aufgaben und Tätigkeiten für den Tag und tragen Sie diese in einem für alle sichtbaren Wochenplan ein, wenn möglich auch für die anstehenden Feiertage. Dabei gilt wie auch in normalen Zeiten der natürliche Biorhythmus als Taktgeber. Für viele Kinder ist es hilfreich, wenn feste Aufsteh- und Zubettgehzeiten wie zu Kindergarten- und Schulzeiten beibehalten werden.

Bleiben Sie aktiv

Kleinere und jüngere Kinder brauchen viel Bewegungsmöglichkeiten, am besten über den Tag verteilt. Nutzen Sie den großen Spielplatz vor der Haustür: die Natur! Machen Sie einen Ausflug in den Wald, oder – wenn Sie in der Stadt leben und kein Auto haben – einen Spaziergang durch den Park.

Ältere Kinder haben keine Lust mehr, mit den Eltern spazieren zu gehen, aber auch für sie ist Bewegung wichtig, um Stress und negative Gefühle abbauen zu können. Mit älteren Kindern können Sie zum Beispiel Radtouren machen oder sich zum gemeinsamen Joggen und Workout verabreden. Dabei muss es nicht sofort ein hochprofessionelles Training sein. Kleinere Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen oder Klimmzüge lassen sich auch drinnen in der Wohnung oder draußen im Park umsetzen, und durch den ersten Lockdown finden sich im Netz eine Reihe von Fitnessangeboten, die man in den gemeinsamen Tagesablauf einplanen kann.

Nichts gegen Dich, aber…

Machen Sie sich bewusst, dass auch die aktuelle Situation für alle Familienmitglieder schwierig ist. Unter Stress können Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene mit Ärger, Wut, Angst oder Trauer reagieren. Nehmen Sie diese Reaktionen nicht persönlich, sondern suchen Sie gemeinsam eine Lösung für das aktuelle Problem.

Mach Dein Ding

Schaffen Sie sich selbst Pausen vom „grenzenlosen Erziehungsalltag“.

Vereinbaren Sie klare Zeiten, in denen jeder das tun darf, was er möchte, ohne den anderen zu stören.

Beide Elternteile sollten sich die Erziehungs- und Betreuungsaufgaben aufteilen. Zum Beispiel könnte jeder mal die Begleitung der Hausaufgaben übernehmen, was dem anderen Elternteil Zeit für sich verschafft und noch dazu eingefahrenen Konflikten vorbeugt. Auch Großeltern, Tanten und Onkel können mal für Videochats angefragt werden.

Für Alleinerziehende gilt: Bauen Sie Möglichkeiten der selbstständigen Beschäftigung auf und bestärken Sie ihr Kind, wenn es für die eigene Unterhaltung selbst sorgt. Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie zu Beginn des Tages gemeinsam überlegen, welche Aktivitäten drinnen oder draußen möglich sind.

Bewahren Sie den Optimismus

Geben Sie Ihren Kindern das Gefühl, dass Sie als Familie diese Zeit bewältigen können. Alltägliche Aufgaben wie Schularbeiten und Hausarbeit zu erledigen, kann dabei eine große Hilfe sein und Orientierung geben.

Auch Eltern machen sich in dieser Zeit viele Sorgen und haben Ängste, die sich in alle Lebensbereiche ausbreiten. Kinder bekommen von diesen Ängsten und Sorgen oftmals etwas mit. Gehen Sie also ruhig auf Ihre Kinder zu und fragen Sie nach, wie sie die Situation jetzt erleben. Behalten Sie ein offenes Ohr für die jugendlichen Heranwachsenden. Nehmen Sie ihre Ängste und Nöte, vor allem aber ihre Ideen und Perspektiven zur Lösung der Krise ernst.

Raum für Freude und Entspannung

Was macht Ihnen Spaß? Was entspannt Sie? Was macht Ihren Kindern Freude? Planen Sie solche erholsamen und entspannenden Dinge für alle ein. Das entlastet Sie als Familie und gibt Ihnen die Kraft, durch den Alltag zu kommen. Haben Sie mit Ihrem Kind schon mal eine Pizza-Massage ausprobiert? Oder eine Phantasiereise? Oder eine Muskelentspannung? Eine Rosinenübung? Nein? Dann ist das jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt. Hier finden Sie online-Material dazu aus der Reihe Psychologische Kinderbücher:

Alles anders, auch an Weihnachten

Viele werden sich in diesem Jahr dagegen entscheiden, die Eltern oder Großeltern zu besuchen. Das Weihnachtsfest kann nicht wie sonst stattfinden, aber trotzdem wünschen wir uns, dass  Begegnung stattfinden kann. Planen Sie gemeinsam mit allen Familienmitgliedern, wie das Fest in diesem Jahr alternativ aussehen könnte: vielleicht können Sie ein gemeinsames Videotreffen organisieren und zusammen Weihnachtslieder singen. Jedes Familienmitglied, das ein Instrument spielt, könnte den anderen Familienmitgliedern ein kleines Weihnachtsstück zusenden, entweder virtuell oder, z.B. für Großeltern, die keinen Zugang zum Internet haben, über das Telefon.

Sushi statt Gans – ohne die Großfamilie kann das Weihnachtsessen in diesem Jahr vielleicht auch mal ganz anders ausfallen. Beziehen Sie Ihre Kinder in die Planung mit ein, lassen Sie jedes Familienmitglied einen Teil zum gemeinsamen Essen beitragen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Tauschen Sie sich aus! Ihre Freunde und Familienmitglieder machen gerade Ähnliches durch wie Sie. Auch wenn der direkte Kontakt zur Familie, zu Freunden und Bekannten zurzeit nur stark eingeschränkt möglich ist, können Sie sich über soziale Medien, übers Telefon oder Briefe austauschen und gegenseitig stärken.

Überlegen Sie auch jetzt, kurz vor Weihnachten, gemeinsam mit den Kindern, wer in der Nachbarschaft, in der Familie oder im Bekanntenkreis Ihre Hilfe braucht. Fragen Sie die älteren Nachbarn, was Sie ihnen vom Einkaufen mitbringen können oder wo sie sonst noch Unterstützung gebrauchen könnten. Beziehen Sie Ihre Kinder in die Helfertätigkeiten ein. Mit den anderen Familienmitgliedern können Sie zum Beispiel einen Plan aufstellen, wer von den Kindern und Enkelkindern die älteren Familienmitglieder an bestimmten Wochentagen anruft oder ihnen Briefe schreibt.

Soziale Medien sind erlaubt

Für Kinder, mehr noch für Jugendliche, ist der regelmäßige Austausch mit Freunden wichtig. Nutzen Sie Skype, WhatsApp etc. um trotz Kontaktbeschränkungen Kontakte zu ermöglichen. Kinder können so auch zumindest eingeschränkt gemeinsame Spiele spielen.

Nichts geht mehr…

Sollten Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen kommen: Nehmen Sie Kontakt zu professionellen Einrichtungen auf. Nach wie vor bieten Erziehungsberatungsstellen, psychotherapeutische Ambulanzen, kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen sowie das örtliche Jugendamt Sprechzeiten an.

Bei einer akuten Krise oder Lebensgefahr wählen Sie bitte kostenlos die 0800-2322783 (Zusammen gegen Corona – die Telefonberatung der BZgA -Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

Weitere telefonische Unterstützung erhalten Sie hier:
Nummer gegen Kummer – Kinder: 116 111
Nummer gegen Kummer – Eltern: 0800 111 0 550