Ältere Menschen: Probleme in der Corona-Krise

Ängste und Sorgen

Viele Menschen haben aktuell Angst vor Ansteckung und Erkrankung bei sich selbst und den Familienmitgliedern bis hin zu Ängsten vor Sterben und Tod.

Es ist auch die ungewiss, was noch kommt und wie lange es dauert. Häufig sorgen sich ältere Menschen auch darüber, ob sie ihre Medikamente weiter bekommen und was passiert, wenn medizinische Untersuchungen nicht stattfinden bzw. verschoben werden. Zudem bestehen Sorgen um die Angehörigen, nicht nur um deren Gesundheit, sondern auch um deren Arbeitssituation und finanzielle Schwierigkeiten. Auch aktuell nicht helfen zu können wie z.B. bei der Kinderbetreuung kann eine große Herausforderung darstellen.

Versorgung

Einkäufe, Arzttermine und Apothekenbesuche sind aktuell schwierig umzusetzen.

Die Angst vor Ansteckung beim Einkaufen, Sorge vor Verlust von Selbständigkeit und Hilfe annehmen zu müssen können ältere Menschen verunsichern. Insbesondere Menschen, die zusätzlich Lebensmittel von den Tafeln erhalten, haben nun weniger Möglichkeiten diese Unterstützungsform zu nutzen, da aktuell entweder die Ausgabestellen der Tafeln geschlossen worden sind oder sie nicht mehr hingehen können.

Erinnerungen an Kriegszeiten können bei älteren Menschen durch die aktuelle Krisensituation hervorgerufen werden.

Dies kann zu Schlafproblemen und Unruhe führen sowie zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst. Eine 88-jährige Rentnerin berichtet dem Deutschlandfunk: „Plötzlich ist das dann wieder da – diese ganz elementare Angst des Menschen. Und dann denkt man, na ja, das Ende der Menschheit. Irgendwann kommt das ja und dann bricht alles zusammen, die Geschäfte, die Wirtschaft bricht zusammen, die Börse, die ganzen Banken und alles bricht zusammen. Und ja, die zivilisierte Welt ist dann hilflos, ausgeliefert.“

Schlaf

Viele ältere Menschen haben durch den veränderten Tagesablauf auch Schlafprobleme. Weniger Bewegung im Freien, fehlendes Tageslicht, insgesamt weniger Aktivität sowie Sorgen und krankheitsbezogene Ängste können das Ein- und Durchschlafen empfindsam stören.

Soziale Isolation und Einsamkeit

Insbesondere für ältere Menschen ist es aktuell wichtig, zuhause zu bleiben und die sozialen Kontakte stark zu begrenzen, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Viele ältere Menschen, vor allem die verwitweten, sind zuhause häufig allein. Gruppenaktivitäten wie Singen im Chor, Seniorensport, Ehrenamt oder Kreativkreise können nicht stattfinden. Ältere Menschen vermissen ihre Enkel, andere Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde, was starke Traurigkeit auslösen kann. Einsamkeit kann die Gesundheit im Alter beeinträchtigen, insbesondere hinsichtlich der Entstehung depressiver Symptome. Auch aufgrund der fehlenden Aktivitäten außerhalb des Hauses können Antriebslosigkeit und Stimmungstiefs zunehmen.

Unsicherheit im Umgang mit digitalen Medien

Nicht alle älteren Menschen haben die technischen Möglichkeiten und/oder Fähigkeiten das Internet und andere digitale Medien zu nutzen.

Daher ist es für viele ältere Menschen schwierig, über das Internet oder Smartphone mit der Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben.

Fehlende Routine: Gewohnte Tagesabläufe müssen verändert und angepasst werden.

Übliche und geplante Aktivitäten wie Konzerte, Sportkurse, Treffen, Urlaub, Familienfeiern etc. entfallen. Dies kann zu Langeweile und Niedergeschlagenheit führen..

Der plötzliche Wegfall der Berufstätigkeit kann für die Betroffenen belastend sein.

Berufstätige über 60 gehören zur Risikogruppe und werden daher aktuell häufig freigestellt von der Arbeit. So fühlen sie sich beispielweise weniger wertgeschätzt und mit dem eigenen Alter und den zunehmenden Einschränkungen konfrontiert. Dies kann zu Unzufriedenheit und Ängsten führen. Auch Langeweile, der Wegfall gewohnter Tagesabläufe und fehlende Ideen für Beschäftigung können in diesem Zusammenhang belastend sein.

Konflikte

Konflikte können aufgrund der Isolation zunehmen.

Knapp die Hälfte der älteren Menschen in Deutschland leben zu zweit zu Hause. Wenn es nun weniger Möglichkeiten gibt, sich aus dem Weg zu gehen, kann es vermehrt zu Konflikten kommen. Auch der Umgang mit (negativen) Gefühlen kann schwieriger werden, da Aktivitäten zur Entlastung/Austausch oder „zum Dampf ablassen“ momentan nicht möglich sind (wie z.B. beim Sport oder Treffen mit Freunden).  Auch Unvernunft bzw. Nicht-Ernstnehmen des eigenen Erkrankungsrisikos und das Nicht-Einhalten der Regeln können familiäre Konflikte auslösen sowie ein ernstes Risiko darstellen.

Körperliche Beschwerden und Schmerzen

Schmerzen und körperliche Beschwerden können in einer Krisensituation zunehmen.

Viele ältere Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. Das Sich -Sorgen-Machen kann Schmerzen und körperliche Beschwerden verstärken Zudem können die Ausgangsbeschränkungen ausreichend körperliche Betätigung verhindern, welche unter normalen Umständen auch schmerzlindernd wirken kann.

Bei älteren Personen mit psychischen Erkrankungen kommt es aktuell häufiger zu einer Unterbrechung der ambulanten Psychotherapie.

Manche älteren Patienten entscheiden sich bewusst für eine Pause der Therapie.  Sie haben Sorge, sich durch den Kontakt mit dem Therapeuten oder auf dem Weg zur Therapie (z.B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln) anzustecken. Auch manche Therapeuten können keine reguläre Therapie anbieten, z. B. wenn sie selbst unter Quarantäne stehen, oder ihre Kinder betreuen müssen. Videotherapien, die aktuell möglich sind (s. nächster Abschnitt) scheitern möglicherweise an fehlender technischen Ausrüstung (PC mit Kamera, Lautsprecher, Mikrofon). Die Unterbrechung der Psychotherapie kann zu einer Verschlechterung oder Chronifizierung der psychischen Problematik führen.

Fehlende Bewegung

Körperliche Inaktivität stellt einen erheblichen Risikofaktor für die Gesundheit im Alter dar. Bei mangelnder Bewegung bauen die Muskeln immer weiter ab, die Gangsicherheit verschlechtert sich und das Sturzrisiko steigt. Ausreichende Bewegung ist dagegen nicht nur für Ihre Gangsicherheit sondern auch für Ihre Herz-Kreislaufsystem und Ihr psychisches Wohlbefinden von Bedeutung.

Hilfreiche Hinweise

Links und Telefonnummern

Sportübungen im Fernsehen (BR)

à z.B. Tele-Gym: aktiv & beweglich mit 60+

https://www.fernsehserien.de/tele-gym/sendetermine/br

zum Thema Schlaf

https://www.senioren-ratgeber.de/Schlafen/Richtig-schlafen-im-Alter-114509.html

zum Thema Die Heilkraft des Schreibens

https://www.apotheken-umschau.de/Psyche/Psychotherapie-Die-Heilkraft-des-Schreibens-552741.html

TelefonSeelsorge

0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123, rund um die Uhr erreichbar

https://www.telefonseelsorge.de/

Hotline „Silbertelefon“

Die aktuelle Coronakrise erschwert vor allem älteren Menschen den Alltag. Durch die Isolation fallen die ohnehin meist wenigen sozialen Kontakte weg und ein Gefühl des Alleinseins breitet sich aus. Das „Silbertelefon“ ermöglicht Gespräche für all diejenigen, die die sich in dieser Zeit einsam fühlen.

0800 470 80 90

täglich von 8 bis 22 Uhr

Hotline für Nachbarschaftshilfe in der Coronakrise

Die Nachbarschaftshilfe vernetzt benachbarte Menschen und koordiniert gegenseitige Hilfe. Wer bei der Hotline anruft, kann seine Telefonnummer, den Wohnort und die Art der benötigten Hilfe angeben –  das geht vom Einkaufen über Hilfe im Haushalt bis hin zu einem Spaziergang mit dem Hund. Die Anfrage wird dann im zugehörigen Gebiet auf der Seite nebenan.de veröffentlicht, sodass Personen in der Nähe mit einem Klick auf „Jetzt helfen“ mit der hilfesuchenden Person Kontakt aufnehmen können.

0800 866 55 44

Rund um die Uhr erreichbar

Seniorenberatung der Senioren Lebenshilfe

Die SeniorenLebenshilfe richtet sich an all diejenigen, die sich dazu entschieden haben, zuhause in der gewohnten Umgebung alt zu werden. Für sie ist die Seniorenberatung die Möglichkeit – gerade in Zeiten der Coronakrise – Hilfe für ein weiterhin selbstständiges Leben zu bekommen.

0800 83221100

Mo. – Fr.: 8:00 – 18:00 Uhr

Seniorenberatung der Johanniter

Die Johanniter geben Hilfestellung bei ganz alltäglichen Aufgaben und beraten Senioren, um ihr Angebot auf deren individuelle Bedürfnisse anzupassen. Egal ob für die Zubereitung von Mahlzeiten, die Begleitung beim Wocheneinkauf oder eines Arztbesuches, Hilfe im Haushalt, Behördengänge oder Freizeitgestaltung, die Seniorenberatung unterstützt und vermittelt.

https://www.johanniter.de/dienstleistungen/pflege-und-beratung/beratungen/seniorenberatung/

Je nach Region in Deutschland wird über die PLZ-Suche eine Telefonnummer angezeigt, über die eine Kontaktperson erreicht werden kann

Telefonische Pflegeberatung

  • DRK: 08000 365 000, rund um die Uhr
  • AWO: 0800 60 70 110, rund um die Uhr
  • Familiara: 030 22 37 60 0534, Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa 9-13 Uhr
  • de (Pflege/Senioren Ratgeber & Pflegeberatung): 040 874 097 74, Mo-Fr 9-17 Uhr
  • de (Compass private Pflegeberatung): 0800 – 101 88 00, Mo-Fr 8-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr à ausgeweitetes Angebot in Bezug auf die Corona-Krise

Online Pflegeberatung

Alzheimer-Telefon

Das Alzheimer-Telefon nimmt sich Zeit für Betroffene wie Angehörige und beantwortet Fragen zur Alzheimer-Demenz und anderen Demenzformen. Von der Erkennung der Krankheit und Diagnose über Therapieformen bis hin zu Rechtsberatung und Unterstützungsangeboten für ein Leben mit Demenz kann jedes Anliegen persönlich besprochen werden.

030 – 259 37 95 14, Mo-Do 9-18 Uhr, Fr 9-15 Uhr

Psychotherapie per Telefon/Video

Auch in der gegenwärtigen Situation gibt es die Möglichkeit, psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Dies ist angezeigt, wenn man den Eindruck hat von den eigenen Ängsten, Sorgen oder negativer Stimmung überflutet zu werden und diese, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, nicht gut in den Griff zu bekommen. Aktuell gibt es die Möglichkeit Psychotherapiegespräche oder Krisengespräche auch per Telefon- oder Videokontakt in Anspruch zu nehmen. Im Internet unter Arztsuche, über die Kassenärztliche Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes, Ihren Hausarzt oder über Ihre Krankenkasse erhalten Sie Listen von niedergelassenen Psychotherapeuten. In den größeren Universitätsstädten gibt es häufig auch psychotherapeutische Hochschulambulanzen, die ebenfalls Psychotherapie anbieten (https://www.unith.de/institute/). Zwar sind die Wartezeiten auf eine Psychotherapie manchmal recht lang, in der jetzigen Situation bieten viele Therapeuten und Hochschulambulanzen jedoch auch vermehrt und kurzfristig Krisengespräche oder Kurzzeittherapien an.

Indikationen für Inanspruchnahme weiterer Hilfeleistungen (Psychotherapie, Aufnahme stationärer Hilfeleistungen)

  • Psychische Probleme wie z.B. anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Angst und Panik
  • Lebensmüde Gedanken/Suizidalität
  • Verschlimmerung/gravierende Zunahme bekannter Symptomatik (z.B. Entwicklung schwerer depressiver Symptomatik)
  • Anhaltende starke Konflikte
  • Häusliche Gewalt