Informationen zu Angst, Panik und Sorgen

Angst und Panik sind normale und überlebensnotwendige Gefühle!

Die Ausbreitung des Coronavirus versetzt viele Menschen in Angst. Angst ist eine normale emotionale Reaktion, die sogar überlebensnotwendig ist. Sie tritt normalerweise in Situationen auf, die in irgendeiner Weise gefährlich für uns sein könnten. Viele Menschen haben jetzt Angst vor körperlichen Gefahren, wie Ansteckung, Krankheit oder sogar Tod. Zudem kann in der aktuellen Krise auch Angst vor Einsamkeit oder Arbeitslosigkeit und Existenzangst entstehen. Angst dient dazu, uns auf diese Herausforderungen vorzubereiten und vor Gefahren zu bewahren. Daher ist Angst grundsätzlich nicht schlecht; sie kann uns helfen, bei tatsächlichen Bedrohungen schnell reagieren zu können, indem wir entweder fliehen oder uns der Gefahr stellen.

So kann sich Angst bemerkbar machen:
GedankenVerhaltenKörper
  • „Ich bekomme einen Herzinfarkt“
  • „Die werden mich auslachen“
  • „Ich muss hier raus“
  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Brustschmerzen
  • Unruhe
  • Anspannung
  • Flucht
  • Vermeidung
  • Ablenkung
Ein Drittel aller Menschen haben im Laufe ihres Lebens eine Panikattacke

Ungefähr ein Drittel aller Menschen erleben neben Angst auch einmal im Leben eine Angst- oder Panikattacke, ohne dass sie akut in Gefahr sind. Unter Panikattacken versteht man eine plötzlich, auftretende intensive und schnelle Angstreaktion, die in wenigen Minuten einen Höhepunkt erreicht. Dabei kommt es zu starken körperlichen Symptomen (wie Herzrasen, Schwindel) und Gedanken (z.B. „ich sterbe“). Panikattacken treten häufig in sehr belastenden und stressreichen Zeiten und Situationen auf.

Wenn Angst, Panik und Sorgen krank machen

Angst, Panik und Sorgen werden dann zum Problem, wenn:

  • sie unangemessen häufig und stark sind– v.a. in Situationen in denen keine reale Gefahr besteht
  • Sie beginnen, Ihr Verhalten zu ändern (vermeiden sportliche Aktivitäten, kontrollieren unangemessen häufig Ihren Körper oder Körperfunktionen, suchen häufig nach Rückversicherung, nehmen vermehrt Medikamente oder Alkohol zu sich etc.)
  • Sie übermäßig gefürchtete Situationen oder Aktivitäten vermeiden
  • Sie das Gefühl haben, den Beginn, die Intensität und die Dauer der Angst, Panik und Sorgen nicht mehr kontrollieren zu können
  • sie starkes Leiden verursachen
  • sie zunehmend Ihr Leben einschränken
Tipps zur Vorbeugung von Ängsten, Panik und Sorgen:
ProContra
  • Informieren Sie sich 1-2 Mal am Tag für max. 1.Stunde über die Pandemie (besuchen Sie die offiziellen Seiten)
  • Versuchen Sie, regelmäßig Sport zu treiben (mit Freunden per Video-Übertragung oder unter Anleitung im Internet
  • Wenn möglich, erledigen Sie weiterhin wichtige Aktivitäten (wie z.B. Einkäufe)
  • Bleiben Sie im Hier und Jetzt: Achtsamkeitsübungen können Ihnen dabei helfen
  • Führen Sie Entspannungsübungen durch (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training)
  • Halten Sie Kontakt mit Menschen (via Telefon, Videochat oder SMS
  • Vereinbaren Sie eine feste Uhrzeit, zu der Sie 15 Minuten Grübeln dürfen (z.B. Grübelzeit von 16.00-16.15 Uhr)
  • Reden Sie mit Bezugspersonen über Ihre Ängste und Sorgen
  • reduzieren Sie die Zeit, in der Sie furchteinflößende Informationen (z.B. Falschmeldungen) oder Bilder zur Pandemie konsumieren
  • Reduzieren Sie die Zeit, um nach Symptomen oder Krankheiten im Internet zu suchen
  • Reduzieren Sie ständiges Abtasten, in sich Hineinhorchen, Kontrollieren von Symptomen oder Körperfunktionen
  • Versuchen Sie Vermeidung, rückversicherungsverhalten (z.B. ständiges Anrufen, ob dem Partner/der Partnerin nichts passiert sei), Flucht sowie die Einnahme von Beruhigungsmedikamenten und Alkohol zu reduzieren

Mehr zum Thema Angsterkrankungen

Angsterkrankungen treten relativ häufig auf!

Bisherige Untersuchungen gehen davon aus, dass bis zu einem Drittel der Menschen einmal in Ihrem Leben an einer Angsterkrankung leiden. Man unterscheidet verschiedene Angsterkrankungen:

Personen erleben wiederholte, unerwartete Panikattacken und entwickeln in der Folge Angst und Sorgen vor dem Wiederauftreten dieser Panikattacken, den möglichen Konsequenzen (z.B. zu sterben) oder Personen ändern ihr Verhalten (z.B. treiben keinen Sport mehr).

Personen erleben intensive Angst oder vermeiden Situationen, in denen im Falle einer Panikattacke oder auftretender körperlicher Symptome, Hilfe schwer zu erreichen wäre oder eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte. Angst tritt in einer Vielzahl verschiedener Situationen auf, z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmengen oder in fremder Umgebung sein.

Intensive Angst in Situationen, in denen Personen sich einer Betrachtung und Beurteilung anderer ausgesetzt sehen (Interaktionssituationen, Prüfungen, Vorträgen). Bereits die Erwartung einer solchen Situation löst starke Angst aus. Soziale Situationen werden, wenn möglich vermieden oder nur unter starker Angst ausgehalten.

Unangemessen starke Angst bei Konfrontation mit einer gefürchteten Situation (z.B. enge Räume), einem Tier, Umweltereignissen (z.B. Gewitter, Dunkelheit) oder Blut, Spritzen und Verletzungen. Die Erwartung löst ebenfalls bereits starke Angst aus und Personen versuchen, die gefürchteten Situationen zu vermeiden.

Personen berichten über ein ständiges Gefühl von Besorgtheit und Anspannung. Die – oft über Stunden anhaltenden – Sorgen beziehen sich auf alltägliche Probleme oder Ereignisse und umfassen unterschiedliche Bereiche des Lebens (z.B. Finanzen, Partner, Gesundheit, Krankheit). Die Sorgen werden häufig als nicht kontrollierbar wahrgenommen, Personen berichten neben der Besorgtheit und Anspannung auch Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit und Einschlafschwierigkeiten.

Personen berichten vermehrte Angst und Sorgen, an einer ernsthaften Erkrankung zu erkranken oder zu leiden. Personen kontrollieren und überwachen häufig ihren Körper oder ihre Körperfunktionen und suchen sehr häufig einen Arzt auf.
Personen, die über Jahre ohne weitere Behandlung an Angsterkrankungen leiden, entwickeln in der Folge häufig andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen.

Wie entstehen Angsterkrankungen? Warum verschwinden Angst, Panik und Sorgen nicht von allein?

Bei der Entstehung von Angsterkrankungen können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen (z.B. Temperament, Vererbung, Lernerfahrung, Belastungen und Stress). Obwohl Panikattacken und Angst nicht durch körperliche Erkrankungen ausgelöst werden, gibt es Erkrankungen, wie z.B. Schilddrüsenüberfunktion, die z.B. panikähnliche Symptome verursachen. Dies ist äußerst selten. Eine sorgfältige medizinische Abklärung kann Aufschluss über mögliche körperliche Ursachen von Angst und Panikattacken geben.

Häufig fällt der Beginn von Angst und Panik in eine Zeit in den Personen sich vermehrt Belastungen und Stress ausgesetzt sehen. Warum aber treten Angst und Panik vor allem in Stress- und Belastungssituationen auf? Anhaltende Belastung (z.B. anhaltende soziale Isolation, Quarantäne und begleitende Sorgen um ihre Konsequenzen oder Angehörige) können zu einem erhöhten Anspannungsniveau führen, das kurzfristig nicht abgebaut werden kann. Kommt zu dem hohen Anspannungsniveau ein Stressor hinzu (z.B. Streit, Konflikte), wird die Schwelle überschritten, bei der unser Körper mit akuten Stress-, Angst oder Paniksymptomen reagiert. Da sich das Anspannungsniveau bei Dauerstress allmählich erhöht, kann der gleiche Stressor, der einen Tag zuvor noch kein Problem darstellte, am nächsten Tag Angst, Panik oder Sorgen auslösen. Zudem kann kurzfristig auftretende aber sehr intensive Belastung solche Angst und Paniksymptome auslösen.

Rolle von Anspannung und Stress
Die Rolle von Anspannung und Stress

Zudem spielen Lernerfahrungen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Angsterkrankungen eine bedeutende Rolle. Durch bestimmte Lernerfahrungen im Leben (z.B. Erfahrung von Ausgrenzung, Überbehütung im Elternhaus, plötzlicher Verlust von Familienmitgliedern durch Erkrankungen/Infektion, Ansteckung mit einem Virus) können wir dazu neigen, eigentlich harmlose Situationen, Körpersymptome, Sorgen oder Gedanken als bedrohlich wahrzunehmen oder mit Gefahr zu verbinden. Diese katastrophisierenden Gedanken über Situationen, Körpersymptome, Sorgen oder Gedanken (z.B. ich könnte einen Herzinfarkt bekommen, ich könnte eine ernsthafte Erkrankung haben) können wiederum Angst und damit einhergehend bestimmte Angstsymptome wie Herzrasen, Schwitzen, Unruhe auslösen.

Teufelskreis der Angst

In der Folge können sich die katastrophisierenden Gedanken, Angst und Körpersymptome gegenseitig verstärken und aufschaukeln. Häufig versuchen wir dann diese unangenehmen Körpersymptome, Gedanken oder intensive Angst zu reduzieren, indem wir z.B. uns ablenken, die unangenehme Situation fluchtartig verlassen oder wir unseren Körper versuchen zu kontrollieren. Vermeidung, Flucht, Ablenkung, Rückversicherungsverhalten (z.B. ständige Anrufe, ob mit dem Partner alles in Ordnung sei), Einnahme von Medikamenten und Alkohol oder Sicherheitssignale (z.B. Talisman, Begleitung durch eine bekannte Person) wirken häufig kurzfristig erleichternd und reduzieren ggf. Angst. Langfristig führt dieses Verhalten dazu, dass Angst und Panik häufiger, intensiver und unkontrollierter auftritt und das Leben immer weiter einschränkt, Sie stark belastet und Sie darunter leiden.