Elterninfo: Suizidales Erleben und Verhalten bei Kindern und Jugendlichen

 

 

Sehr viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens schon mal daran gedacht, sich selbst zu töten. Auch Kinder und Jugendliche können solche Gedanken haben. Manche Kinder und Jugendliche beschäftigen sich auch immer wieder mit Suizidgedanken. Konflikte mit Freundinnen und Freunden oder den Eltern, Einsamkeit, Verluste, Zukunftssorgen oder andere Belastungen führen bei vielen Kindern und Jugendlichen zu Ängsten, Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein. Todeswünsche und Suizidgedanken können die Folge sein.

Das können Sie als Eltern tun!

  • Sprechen Sie Ihre Sorgen und Ängste gegenüber Ihrem Kind an!

Das Wichtigste an dieser Stelle ist für Sie, als Eltern, dass Sie Ihre Sorgen und Ängste gegenüber Ihrem Kind ansprechen. Viele Eltern befürchten, dass sie ihre Kinder durch das Ansprechen dieses Themas, erst auf die Idee bringen, sich das Leben zu nehmen. Das ist nicht so. Kinder und Jugendliche berichten immer wieder sehr deutlich, dass sie froh sind, wenn das Thema angesprochen wurde. Das nimmt Kindern die Belastung, sich alleine mit den Gedanken zu fühlen und kann ihnen verdeutlichen, dass solche Gedanken nicht bedeuten, dass sie ‚durchdrehen‘ oder ‚verrückt‘ sind. Im Gegenteil, in schwierigen Situationen ist es durchaus normal, dass einem solche Gedanken kommen können. Sollte ihr Kind nicht mit ihnen sprechen wollen, animieren sie es, sich an eine vertraute Person zu wenden oder sich professionelle Hilfe zu holen.

  • Holen Sie sich professionelle Hilfe!

Sollte sich Ihr Kind Ihnen gegenüber gar nicht öffnen und auch keine Hilfe in Anspruch nehmen, Sie sich aber dennoch große Sorgen machen, wenden auch Sie sich an die unten aufgeführten Hilfeangebote. Sollten Sie konkrete Hinweise (z.B. Abschiedsbrief, Vorfinden von Tötungswerkzeugen) dafür haben, dass sich Ihr Kind das Leben nehmen will, zögern Sie nicht den Notruf und/oder die Polizei zu kontaktieren.

  • Tödliche Mittel beseitigen!

Damit zwischen einem Suizidimpuls „aus dem Bauch heraus“ und seiner Umsetzung das Denken, also „der Kopf nochmal anspringt“, empfiehlt es sich genau darauf zu achten, dass potentielle Suizidmittel nicht unmittelbar verfügbar sind. Sie sollten verschlossen und unzugänglich oder zumindest weit weg aufbewahrt werden oder am besten gänzlich beseitigt werden. Sie können sicherlich nicht alle möglichen todbringenden Mittel aus der Umgebung ihres Kindes verbannen. Sie sollten aber sehr sorgfältig darauf acht geben, dass die Mittel, die in Frage kommen, nicht ohne weiteres verfügbar sind.

  • Notfallplan erstellen!

In einer schweren akuten Krise können Menschen oft keinen klaren vernünftigen Gedanken mehr fassen. Gerade deshalb empfehlen wir Ihnen, dass Sie sich schon vorher gemeinsam mit ihrem Kind zusammensetzen und einen Notfallplan, also im Grunde so etwas wie einen „Denkzettel“ erstellen.

Überlegen Sie also, was ihr Kind und Sie gemeinsam tun wollen, wenn sich die Situation ihres Kindes zuspitzen sollte. So kann ein so genannter Notfallplan entstehen. Ein Notfallplan kann so aussehen:

(a) Aktivitäten, die ihr Kind alleine unternehmen kann, um Suizidideen oder gar Impulsen entgegenzuwirken (z.B. mit Freunden telefonieren, ein Bad nehmen, Lieblingsserie gucken, Videospiel spielen usw.)

(b) Namen und Telefonnummern hilfreicher Freunde und/oder Familienangehörigen, sowie (c) professionelle Hilfestellen, fachliche Dienste, an die sich ihr Kind im Fall einer Krise wenden können (siehe unten). Hier sollte auch stehen, wann und wie ihr Kind sich an Sie wendet.

Ihr Kind sollten diese Liste jederzeit zur Verfügung haben und ansehen können, damit es sich erinnert, was es sich vorgenommen hat. Bestenfalls schreibt Ihr Kind sich diesen Notfallplan auf eine Karteikarte, die es immer bei sich hat oder fotografiert ihn mit dem Smartphone ab. Der Notfallplan kann natürlich auch im Smartphone als App hinterlegt werden (z.B. KrisenKompass, Safety-Plan App).

Links, Telefonnummer für weitergehende Informationen

  • Telefonseelsorge

Hier können Sie rund um die Uhr mit Menschen reden, die im Umgang mit Krisen geschult und geübt sind. Es ist auch eine Mail- und Chatberatung möglich.

www.telefonseelsorge.de / App: „KrisenKompass“

Tel. (kostenfrei):         0800/111 0 111

0800/111 0 222

0800/116 123

  • Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention

Hier finden Sie eine umfassende Liste überregionaler und regionaler Beratungsstelle und Hilfen bei Suizidgefahr. (www.suizidprophylaxe.de).

  • Freunde fürs Leben

Informationen zum Thema Suizid finden sich auf der Suizidpräventionsplattform (www.frnd.de).

  • Bundeskonferenz für Erziehungsberatung

Hier können Sie Informationen zu örtlichen Erziehungsberatungsangeboten erhalten oder online Beratung in Anspruch nehmen. (www.bke.de)

  • Notrufnummer 112: Rufen Sie hier an, wenn Sie im Augenblick keine Garantie mehr für ihr Leben übernehmen können
  • Sollten Sie sich selbst in der Lage fühlen, ihr Kind in die Notaufnahme eines kinder- und jugendpsychiatrischen Krankenhauses zu bringen, dann können Sie sich auch gemeinsam mit ihrem Kind dahin begeben. Die Adresse der Notaufnahme können Sie telefonisch erfragen.
  • Grundsätzlich bieten die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste (Sozialpsychiatrischen Dienste – SPDI) sämtlicher Städte und Kommunen in Deutschland, Beratung und (Krisen-)Hilfe für Eltern bei psychischen Erkrankungen. Leider gibt es keine einheitliche Kontaktmöglichkeit der sozialpsychiatrischen Dienste. Leicht lässt sich der zuständige Dienst aber über das Internet ermitteln.