Medienkonsum – die Mischung macht’s
Immer diese Langeweile – fast alle Freizeitaktivitäten, die früher Spaß gemacht haben, sind viel komplizierter geworden. Seit 2 Jahren sind die Schulen immer wieder für längere Zeit geschlossen, du kennst vielleicht kaum die anderen Kinder oder Jugendlichen in deiner Klasse, es finden kaum mehr AGs in der Schule statt. Ständig schließen die Sportvereine und Musikschulen, sogar das Treffen mit Freundinnen und Freunden ist manchmal umständlich, Eltern oder neue Coronaregeln verbieten Übernachtungspartys, und Geburtstage werden nur klein gefeiert. Selbst Kino, Schwimmbad oder Schlittschuhlaufen müssen mühsam geplant werden. Feiern finden fast gar keine mehr statt, ausgehen und tanzen gibt’s nicht mehr.
Aber es gibt ja noch das Handy, Tablet, Fernsehen und die Konsole. Kein Wunder, dass seit der Pandemie die Zeiten, die Kinder und Jugendliche täglich mit digitalen Medien verbringen, deutlich zugenommen haben. Zocken macht einfach richtig viel Spaß und ist völlig unkompliziert und jederzeit verfügbar, über soziale Medien bekommst du etwas von anderen Menschen und aus der Welt mit, und durch das Streaming von Serien und Filmen lässt sich ziemlich gut Zeit totschlagen und Langeweile bekämpfen.
Aber wann wird’s denn eigentlich zu viel? Wenn du deinen Medienkonsum nicht mehr kontrollieren kannst, wenn er wichtiger wird als alles andere im Leben und wenn du nicht mehr aufhören kannst, obwohl du merkst, dass er dir nicht guttut, spricht man von einer Sucht.
Auf diese Anzeichen kannst du achten:
Sind Videospiele oder soziale Medien für dich wichtiger geworden als andere Aktivitäten?
Gehen deine Freundinnen und Freunde wieder zum Fußballtraining, seitdem es endlich wieder stattfindet, und du kannst dich seit Wochen nicht aufraffen, weil das Zocken auf dem Sofa doch viel bequemer ist und du dich schon so daran gewöhnt hast?
Schaltest du nach der Schule die Konsole schon ganz automatisch an und kommst vielleicht gar nicht mehr auf die Idee, etwas anderes zu planen?
Verbringst du den ganzen Nachmittag lieber auf sozialen Netzwerken, während deine Freundinnen und Freunde sich draußen treffen und etwas unternehmen? Fragen sie dich mittlerweile vielleicht auch seltener, ob du mitkommen möchtest?
Vergisst du deine Hausaufgaben, räumst dein Zimmer nicht auf oder verpasst das Abendessen, weil du immer noch eine Runde weiterspielen willst und den Absprung nicht schaffst?
Meckern deine Eltern ständig, dass du zu viel Zeit am Handy, Tablet oder an der Konsole verbringst?
Hast du die Kontrolle darüber verloren, wie viel Zeit du mit digitalen Medien verbringst?
Hast du dir beispielsweise vorgenommen, nur noch eine Runde zu zocken, und plötzlich merkst du, dass es schon zwei Stunden später ist? Oder merkst du, dass du in unangemessenen Situationen am Handy spielst (z.B. bei gemeinsamen Mahlzeiten oder beim Treffen mit Freunden)?
Merkst du, dass der Medienkonsum dir nicht gut tut oder schadet, und schaffst es trotzdem nicht, weniger online zu sein?
Fühlst du dich eigentlich oft schlecht, nachdem du auf Instagram oder anderen sozialen Netzwerken warst– und trotzdem kannst du es nicht lassen? Sind deine Schulleistungen stark gesunken seitdem du so viel zockst, oder bist du vielleicht sogar versetzungsgefährdet? Merkst du, dass dir die Zeit zum Lernen oder für andere wichtige Dinge fehlt, und trotzdem schaffst du es nicht, weniger online zu sein? Ist in deiner Familie der Internetkonsum ein häufiges Streitthema, und trotzdem schaffst du es nicht, dich an die Vereinbarungen zu halten, spielst heimlich und vertuschst dadurch entstandene Probleme?
Tipp 1: Die Mischung macht‘s
Es gibt viele Dinge im Alltag, die einen glücklich machen. Das kann Bewegung sein (z.B. Sport), das kann ein Projekt sein, mit dem du dich beschäftigt und das dich stolz macht (ein Kleid nähen, ein Theater- oder Musikstück einüben, einen Film drehen) oder es kann auch etwas Geselliges sein (Freunde treffen, Verwandte besuchen, ein Familienabend). Es macht uns auch glücklich, wenn wir uns um andere kümmern (z.B. jüngere Kinder, ältere Menschen, ein Haustier) oder wenn wir in der Natur sind. Auch digitale Medien gehören dazu und machen viel Spaß. Wichtig ist eine gute Mischung aus diese Stimmungsförderlichen Aktivitäten. Wenn die Konsole jedoch das einzige ist, das dir noch Spaß macht, und du nur noch zockst, vernachlässigst du andere wichtige Lebensbereiche. Dann passiert es, dass du tatsächlich auch das Interesse und die Freude an den anderen Dingen verlierst, die dir früher Spaß gemacht haben. Viele Kinde rund Jugendliche berichten, dass sie über die Zeit den Anschluss in der Schule, den Anschluss an den Freundeskreis oder an den Sportverein verloren haben. Wenn das Zocken das einzige ist, das dir noch Freude bereitet, passiert es schnell, dass du nicht mehr damit aufhören kannst – denn es ist ein menschliches Grundbedürfnis, Dinge zu erleben, die Spaß machen. Deshalb achte darauf, dass du dir deine Zeit im Internet so einteilst, dass auch noch genügend Zeit für andere Dinge bleibt, die dir Spaß machen.
Tipp 2: Gewohnheiten vermeiden und Selbstkontrolle
Ein weiterer Tipp ist auch, Gewohnheiten zu vermeiden. Anstatt jeden Tag nach der Schule eine halbe Stunde zu zocken (woraus ja meistens doch eine etwas längere Zeit wird) könntet du dir vornehmen, nur an einem oder zwei Tagen in der Woche zu zocken, dafür vielleicht etwas länger. Stell dir einen Wecker, weil man beim Spielen schnell die Zeit vergisst. Du kannst auch auf jedem technischen Gerät selbst ein Zeitlimit einstellen.
Tipp 3: Unangenehme Dinge nicht aufschieben oder vermeiden
Häufig nutzen Kinder und Jugendliche auch das Internet, um unangenehme Dinge (z.B. Hausaufgaben, Vokabeln lernen, Zimmer aufräumen) aufzuschieben. Das klappt natürlich immer nur für kurze Zeit gut, denn auch aufgeschobene Dinge müssen irgendwann erledigt werden. Unter Zeitdruck macht es meistens noch weniger Spaß, verursacht Stress und oft auch Ärger mit den Eltern. Deshalb achte darauf, dir deine Aufgaben in Häppchen einzuteilen, dir realistische Ziele zu setzen und Pausen einzuplanen. Hinterher kannst du dich auch dafür belohnen. Als Belohnung macht das Zocken meist noch viel mehr Spaß als mit einem schlechten Gewissen im Hinterkopf.
Autorin des Beitrags: Katajun Lindenberg, Frankfurt