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Tipps gegen den Lagerkoller

Mal Hand auf`s Herz: mit der Familie, vor allem mit den Eltern, naja eigentlich mit den meisten sogenannten Erwachsenen, ist es schon in normalen Zeiten nicht immer ganz einfach. Und wegen dieses ganzen Corona-Dings soll man jetzt mit denen auch noch 24/7 abhängen. Hierbei droht schnell der Lagerkoller. Mit Lagerkoller meint man „[…] umgangssprachlich einen vorübergehenden psychischen Erregungszustand bei zwangsweiser Lagerunterbringung, wie er […] bei anhaltend belastenden und unabsehbar lange andauernden Bedingungen vorkommt.“ (Quelle: Wikipedia)

Hier gibt es 11 Tipps für Dich, damit Du neben der Corona-Krise nicht noch selbst eine Vollkrise bekommst:

Raus aus den Federn

Trotz Corona solltest Du schauen, Deinen normalen Tagesrhythmus beizubehalten. Okay, viele von Euch müssen vielleicht nicht ganz so früh wie zu Schulzeiten aufstehen. Es empfiehlt sich dennoch, feste Aufstehzeiten am Morgen und regelmäßige Zubettgehzeiten am Abend anzupeilen. So schaffst Du tagsüber mehr, bist nicht so müde und die Stimmung bleibt stabil. Außerdem: viele Schulen haben die letzten Monate genutzt und Konzepte für die aktuelle Distanzbeschulung entwickelt. Du kannst die Stundenpläne, Videokonferenzen und Hausaufgabenpläne nutzen, um Deinen Tag zu strukturieren.

Dress up

Auch in Schulzeiten gehst Du nur in deiner Lieblingsjogginghose raus, warum solltest Du das jetzt ändern nur weil Ihr vielleicht die Videofunktion beim online Unterricht nicht nutzt? Allein um Dich besser zu fühlen, ist es sinnvoll, sich direkt morgens zu duschen und etwas anderes, Frisches anzuziehen, als im Schlafanzug zu bleiben. Außerdem kannst Du so auch schon gleich mit einer festen Struktur in den Tag starten.

Beweg Dich und bleib in Form

Bewegung ist wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit. Vor allem hilft sie, nicht total durchzudrehen. Und gerade beim Online-Unterricht ist es wichtig, auch Pausen zu machen. Versuch ca. 20 Minuten tägliche Bewegung in Deinen Tag einzubauen, und auch zwischen den Unterrichtseinheiten. Hierfür findest Du im Moment tausende Angebote von Sportprogrammen auf YouTube, die Du easy zuhause machen kannst. Oder wie wäre es mal mit einer neuen Sportart, wie zum Beispiel Hula Hoop? Ideal ist es natürlich, diese Indoor-Trainings mit kleineren Outdoor-Einheiten, wie z.B. Jogging oder Radfahren, zu ergänzen.

Ernähr´ Dich smart und bleib fit

Normal nerven die Eltern doch immer rum, man soll sich besser ernähren. Belehr` Deine Eltern, Lehrer und den ganzen Rest doch mal eines Besseren und such` Dir Rezepte im Internet zum Selbstkochen raus. Die Zeit hast Du ja… Das ist gesund, Du hast was zu tun, kannst gleich für die anderen mitkochen und kommst zum Einkaufen raus. Frag doch mal im Klassenchat, was die anderen so kochen. Vielleicht bekommst Du interessante Tipps und entdeckst neue Dinge.

Sag „Nein“ zu Drogen

Auch in entspannteren Zeiten sind Alkohol und Drogen nicht die besten Berater. Aber gerade jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu behalten. Alkohol und Drogen machen Gefühle, vor allem die negativen, nur noch stärker – und das kannst Du gerade überhaupt nicht gebrauchen.

Suche virtuelle Begegnungen

Zugegeben, es ist grad nicht die beste Zeit zum Party machen. Und Corona-Parties gehen schon mal gar nicht! Versuch` trotzdem mit Deinen Freund:innen in Kontakt zu bleiben. Dazu fällt Dir ziemlich sicher etwas ein – dafür bist Du ja schon im Frühling und nun seit Dezember wieder Expertin oder Experte geworden. Vielleicht geht Ihr aber mal über das Posten auf Instagram und WhatsApp hinaus und verabredet Euch zu einer Online-Session. Auch wenn Ihr dann nicht in Eurem Lieblingscafé sitzt, könnt ihr trotzdem `n Tässchen Kaffee zusammen trinken. Oder Ihr trefft Euch draußen zum Spazierengehen, Joggen, Workout… Wichtig: haltet Euch dabei an die geltenden Corona-Regelungen, die je nach Ort unterschiedlich ausfallen können.

Begrenze schlechte Nachrichten

Keine Frage, die aktuelle Lage ist ziemlich erschöpfend, manchmal auch beängstigend. Und was machen die Menschen, wenn sie Angst haben? Sie versuchen alles mitzukriegen und möglichst viele Informationen zu sammeln. Das ist auch ok, Du solltest Dir aber Grenzen setzen. Such Dir vorher ein bis zwei seriöse Informationsquellen raus (z.B. das Onlineangebot der großen Tageszeitungen) und verbring` am Tag nicht länger als eine Stunde mit den Nachrichten. Alles andere bringt Dich nur schlecht drauf. Das Problem wird nicht kleiner mit der Anzahl der Stunden oder der Informationsquellen! Vor allem am Abend solltest Du früh genug die Nachrichten abschalten, damit Du Dich nicht direkt vor dem Einschlafen damit belastest.

Leave me alone

Klar, Du brauchst Deine Ruhe und Deine Zeit für Dich. Das war auch schon vor Corona so. Warum sollte das jetzt anders sein. Im Moment machen sich vor allem die Erwachsenen Sorgen. Sei es um die Gesundheit ihrer Familienangehörigen, um die eigene Gesundheit, um den Arbeitsplatz und was auch immer. Vor allem machen sich aber Eltern immer Sorgen um ihre Kinder. Und ja, trotz deines Alters bist Du immer noch das Kind Deiner Eltern. Wunder` Dich also nicht, wenn Dich Deine Eltern gerade vielleicht nochmal mehr belagern als sonst. Wahrscheinlich wollen die auch dauernd wissen, wie der Fernunterricht aktuell läuft und vielleicht haben sie auch Angst, dass das alles zu viel ist oder zu wenig. Probiers` doch mal mit einer Art Elternberuhigungstrick: vereinbart eine feste Zeit am Tag, an der Ihr auf jeden Fall mal ein Stündchen gemeinsame Zeit verbringt (z.B. Abendessen). Erzähl Deinen Eltern ruhig auch mal von Dir aus, wie es Dir mit dem Ganzen geht.

Nimm Dir Zeit, um Dir selbst etwas Gutes zu tun

Neben den ganzen Schulaufgaben und dieser besonderen Situation zuhause ist es wichtig, auch den Ausgleich dazu zu suchen. Was tut Dir – abgesehen davon, Deine Freund:innen zu treffen – sonst noch gut? Vielleicht gibt es bestimmte Musik, die Dich in Gute Laune versetzt, oder Du liest gerne. Hast Du ein bestimmtes Lieblings-Getränk oder einen Lieblings-Snack? Versuch doch mal, Dir in den Tagesplan für jeden Tag eine Zeit einzuplanen, in der Du etwas, was Du gerne magst, genießen kannst. Wenn Dir auf Anhieb nichts einfällt, kannst Du auch mal was Neues ausprobieren, vielleicht können Dir Deine Freund:innen ja ein paar Tipps geben.

Support your local neighbour

Anderen zu helfen ist immer eine sinnstiftende Tätigkeit. Überleg` Dir, wer in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis Deine Hilfe braucht. Frag die 80-jährige Oma von nebenan, was Du ihr vom Einkaufen mitbringen kannst. Manchmal muss man aber auch gar nicht soweit denken. Auch Deine Mitbewohner freuen sich bestimmt, wenn Du mal den Müll rausbringst, die Spülmaschine ausräumst oder das Bad putzt.

Sag STOPP wenn es nicht mehr geht

Wenn gar nichts mehr geht und Du den Eindruck hast, dass der Stress mit den Schulaufgaben zu groß wird, trau Dich STOPP zu sagen! Sprich´ mit Deinen Eltern darüber, was Dich stresst, und auch mit Deinen Mitschüler:innen. Vielleicht geht es nicht nur Dir so, und Ihr könnt gemeinsam überlegen, wie Ihr etwas an der Situation verändern könnt. Je nach Schule ist die Aufgabenmasse und die Anleitung durch die Lehrkräfte total unterschiedlich, und wahrscheinlich gibt es so viele Lösungen, wie es Schulen und Klassen gibt. Aber Ihr habt ein Recht darauf, dass Euch Eure Eltern und Eure Lehrer:innen zuhören und in dieser Zeit unterstützen. Vielleicht gibt es an Eurer Schule eine Schulstation. Auch über die Sozialarbeiter:innen kann der Druck, den Ihr empfindet, an die Lehrkräfte weitergegeben werden.
Wenn Ihr mit Euren Eltern und Mitschüler:innen nicht gut reden könnt, oder wenn Ihr so verzweifelt seid, dass Ihr so nicht weiter wisst, kann es manchmal besser sein, mit jemandem außerhalb der Familie zu sprechen. Dafür gibt es Telefonhotlines, Erziehungsberatungsstellen, psychotherapeutische Ambulanzen, kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen sowie das örtliche Jugendamt, sie alle bieten Sprechzeiten an. Kontakte findest Du auch hier auf der Seite.

Autor des Beitrags: Lorenz Weber, Marburg