Bewegung bei jungen Kindern zu Hause spielerisch fördern
Tipps für Eltern mit Kindern im Vor- und Grundschulalter
Die Kombination von „Schule zuhause“, Homeoffice und dem Wegfall jeglicher Sport- und Freizeitaktivitäten stellt Familien vor vielfältige Herausforderungen. Eine davon ist, Kindern trotz der eingeschränkten Möglichkeiten genügend Bewegungsangebote zu machen.
Aus der Forschung ist bekannt:
- Die körperlich-motorische und die geistige Entwicklung von Kindern hängen zusammen.
- Die motorisch-koordinative Entwicklung im Vor- und Grundschulalter (z.B. die Handgeschicklichkeit) ist bedeutsam für schulische Leistungen.
- Es gibt positive Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß sportlicher Betätigung und der kindlichen Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. Regelmäßige sportliche Aktivität führt zu Veränderungen im Gehirn, die den Lernerfolg begünstigen. Außerdem können durch körperliche Aktivität die Schlafqualität, das Stresserleben und die Stimmung positiv beeinflusst werden. Diese Faktoren hängen wiederum mit Lernerfolg zusammen.
Wie können Sie Ihr Kind unterstützen, fit und beweglich zu bleiben?
- Bewegungspausen während des „Schulvormittags“ zuhause: Spätestens nach 1-1,5 Stunden Arbeitszeit sollte eine Bewegungspause eingelegt werden (die auch länger als die übliche 15minütige Schulpause sein darf). Darüber hinaus können – je nach Zeit – nachmittags oder abends Bewegungsangebote sinnvoll sein.
- Übungen für Handkoordination und Ganzkörperkoordination (wie sie im normalen Alltag häufig in Schule, Vereinssport, Schulsport etc. stattfinden).
Tipps für Übungen zur Verbesserung der Handkoordination („Feinmotorik“)
- Arbeitsblätter (z.B. im Internet für alle Klassenstufen zu finden): Linien nachfahren, Zahlen verbinden, ausmalen, ausschneiden, falten
- Fädelspiele aller Art (Perlen auffädeln etc.)
- Münzen ins Sparschwein werfen (so schnell wie möglich, erst mit der Schreibhand, dann mit der anderen Hand)
- „Knüllbilder“: Seiden- oder Krepppapier zu Kügelchen zerknüllen und aufkleben.
- Geschicklichkeitsspiele wie Mikado etc.
- Becher stapeln: Mit 6 Bechern mit beiden Händen abwechselnd in zunehmender Geschwindigkeit Türme auf- und wieder abbauen (Im Internet finden sich unter dem Stichwort Speedstacking/Sportstacking viele Videos dazu)
Tipps für Übungen zur Verbesserung der Ganzkörperkoordination („Bewegungsgeschicklichkeit“)
- alle Arten klassischer Ballspiele, Werf- und Fangspiele, Federball, etc.
- mit Fahrzeugen aller Art einen selbstgestalteten Parcours fahren
- Balanceübungen: Laufen auf einer Linie vorwärts und rückwärts, Barfußpfad im Garten oder drinnen anlegen (mit Legosteinen, Bauklötzen etc.), Eierlauf, Einbeinstand/-hüpfen
- Im Internet finden sich zahlreiche Angebote für kindgerechte Sportstunden ohne großen Materialaufwand, z.B. von Alba Berlin etc.
- Gesellschaftsspiele, die nicht nur im Sitzen stattfinden (Twister u. ä.)
- Spielkonsolen: Auch Medienzeit muss nicht bewegungslos verbracht werden – mittlerweile existieren zahlreiche Sport- und Bewegungsspiele, die koordinativ anspruchsvoll sind (je jünger die Kinder, desto seltener und kürzer sollten aber die Spieleinheiten an Computer/Konsole sein)
- Besonders anspruchsvoll, häufig aber auch fesselnd sind Bewegungsspiele, die Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit beanspruchen, z.B.:
- Spiele mit rasch wechselnden Anforderungen oder Regeln (z.B.: Es muss etwas anderes getan werden als das, was angesagt wird, z.B. wird beim Kommando „berühre Deine Ohren“ die Nase berührt etc…)
- Spiele, in denen Kinder bei bestimmten Signalen nicht reagieren dürfen (z.B. alle Vögel fliegen hoch, Stopptanz, „Kommando Bimberle“, etc. Oder: Es darf nur gemacht werden, was Kuscheltier 1 sagt, auf Kuscheltier 2 wird dagegen nicht gehört)
Bewegungsspiele sollen Spaß machen!
Natürlich sollte bei allen Bewegungsspielen, gerade in der aktuellen Zeit, der Spaß im Vordergrund stehen. Es kann aber sinnvoll sein, auch einmal etwas länger bei einer Tätigkeit zu bleiben, die Ihr Kind nicht besonders mag oder bei der es schnell aufgibt (z.B. weil es der Meinung ist, etwas nicht gut zu können).
Tipps zur Gestaltung des Arbeitsplatz des Kindes in der „Schule zuhause“
- Jedes Kind sollte möglichst einen eigenen Schreibtisch mit eigenem Stuhl zur Verfügung haben. Beide sollten ergonomisch für Kinder geeignet sein (z.B. höhenverstellbar, evtl. kippbare Arbeitsplatte etc.).
- Die Füße sollten im Sitzen den Boden berühren. Sitzt das Kind sehr unruhig, kann eine Sitzunterlage, die leichte Oberkörperbewegung erforderlich macht (Ballkissen o.ä.), helfen.
- Auf dem Schreibtisch sollten sich ausschließlich die Schulsachen befinden, kein Spielzeug o.ä. Kinder dürfen ihren Arbeitsplatz aber durchaus wechseln, so spricht z.B. nichts dagegen, für eine gewisse Zeit auf dem Boden hockend oder liegend zu arbeiten.
- Achten Sie auf die Schreib- und Stifthaltung Ihres Kindes. Bei einer verkrampften Stifthaltung bieten sich spezielle ergonomische Lernstifte oder dreieckige Stiftaufsätze an, insbesondere in der 1. Klasse. Eine Schreibtischunterlage mit aufgedruckter Zeichnung für die korrekte Handhaltung und Blattlage kann ebenfalls hilfreich sein (für Rechts- und Linkshänder erhältlich).
Autorin des Webbeitrages: Eva Michel