Wenn alles nur noch grau und ausweglos erscheint: Hilfen für Jugendliche

Sehr viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens schon mal daran gedacht sich selbst zu töten. Das kommt auch bei Kindern und Jugendlichen vor. Manche Kinder und Jugendliche beschäftigen sich auch immer wieder mit Suizidgedanken. Diese können in jedem Alter auftreten und betreffen Mädchen gleichermaßen wie Jungen. Konflikte mit Freunden, den Eltern, Einsamkeit, Verluste und Zukunftssorgen tragen – in der aktuellen Situation – bei vielen Menschen zu Ängsten, Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein bei.

Besonders in einer Zeit, wie wir sie jetzt mit der Corona-Krise erleben, kann es schnell dazu führen, dass man in Konflikte gerät. Außerdem sind die Schulen geschlossen, treffen im Sportverein sowie in der Freizeit mit den Freundinnen und Freunden können kaum stattfinden und man muss die meiste Zeit zu Hause verbringen. Besonders solche Situationen können dazu führen, dass Todeswünsche und Suizidgedanken aufkommen.

Nun gibt es in der Regel keine schnellen Lösungen für schwerwiegende Probleme und scheinbar ausweglose Situationen.

Und dennoch: Du erwägst einen Schritt, der sich nicht rückgängig machen lässt. Gerade im Fall weitreichender Entscheidungen ist es gut sich Zeit zu lassen und nicht vorschnell aus einer Stimmung heraus zu handeln. Ein Suizid sollte niemandem wie ein Unfall widerfahren!

Solltest Du Vorbehalte gegenüber professionellen Beratern, Psychologen und Psychiatern haben, solltest Du befürchten, dass diese Dich nur von einem Suizid abbringen möchten, dann mache Dir klar, dass Dir die Möglichkeit eines Suizides nicht abhandenkommen wird. Letztlich wird nichts und niemand Dich abhalten können, wenn Du Dich einmal entschieden hast. Das Einzige was passieren kann ist, dass Du deine Entscheidung vielleicht etwas später als geplant umsetzt. Du hast also nichts zu verlieren, aber im Zweifelsfall sehr viel zu bewahren und zu gewinnen – für Dich selbst und für Deine Mitmenschen, Deine Eltern, Freunde und Bekannten.

Das kannst Du selber tun!

  • Sprich mit Deinen Eltern oder Freunden darüber!

Solltest Du wiederkehrende Gedanken haben, Dir das Leben zu nehmen, sprich mit Deinen Eltern oder vertrauten Personen darüber. Solche Gedanken sind in schwierigen und belastenden Phasen etwas durchaus völlig Normales. Mit nahestehenden Personen zu sprechen kann entlasten. Solltest Du niemanden in Deinem Umfeld haben, dem Du deine Gedanken anvertrauen willst, wende Dich an eine der unten aufgeführten Stellen.

  • Tödliche Mittel beseitigen!

Damit zwischen einem spontan aufkommenden Wunsch, sich das Leben zu nehmen „aus dem Bauch heraus“ und seiner Umsetzung das Denken, also „der Kopf nochmal anspringt“, empfiehlt es sich genau darauf zu achten, dass die angedachten tödlichen Mittel nicht unmittelbar verfügbar sind. Sie sollten verschlossen und unzugänglich oder zumindest weit weg aufbewahrt werden oder am besten gänzlich beseitigt werden. Du kannst sicherlich nicht alle möglichen todbringenden Mittel aus Deiner Umgebung verbannen. Du sollten aber sehr sorgfältig darauf acht geben, dass die Mittel, die für Dich in Frage kommen, nicht ohne weiteres verfügbar sind.

  • Notfallplan erstellen!

In einer schweren akuten Krise können Menschen oft keinen klaren vernünftigen Gedanken mehr fassen. Gerade deshalb empfehlen wir Dir, dass Du Dir schon vorher einen Notfallplan, also im Grunde so etwas wie einen „Denkzettel“ erstellst.

Überlege dir also, was Du tun willst, wenn sich deine Krise zuspitzen sollte. So kann ein so genannter Notfallplan entstehen. Ein Notfallplan kann so aussehen:

(a) Schreib Aktivitäten auf, die Du alleine unternehmen kannst, um Suizidideen oder gar Impulsen entgegenzuwirken (z.B. mit Freunden sprechen oder chatten, ein Bad nehmen, Lieblingsserie gucken, Videospiel spielen usw.)

(b) Liste Namen und Telefonnummern hilfreicher Freunde und/oder Familienangehörigen, sowie (c) professionelle Hilfestellen, fachliche Dienste, an die Du Dich im Fall einer Krise wenden kannst (siehe unten). Hier sollte auch stehen, wann und wie Du dich an Deine Eltern wendest.

Du sollten diese Liste jederzeit zur Verfügung haben und ansehen können, damit Du Dich erinnerst, was Du Dir vorgenommen hast. Schreibe Deine Strategien auf eine Karteikarte, die Du immer bei Dir hast oder fotographiere sie mit Deinem Smartphone ab. Der Notfallplan kann natürlich auch als App hinterlegt werden (z.B. Krisenkompass, Safety-Plan App).

Hierhin kannst Du Dich wenden!

Und wie immer bei schwerwiegenden Entscheidungen ist es gut sich mit anderen Menschen auszutauschen. Nun ist es natürlich nicht leicht über Suizidgedanken zu sprechen. Sollte es nicht möglich sein, dass Du Dich an Deine Eltern oder andere Leute aus Deinem Umfeld wenden kannst, dann besteht immer die Möglichkeit sich an professionelle Berater*innen zu wenden. Hier findest Du eine Liste mit Hilfsangeboten, die teilweise speziell von und für Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind:

Links, Telefonnummer für weitergehende Informationen:

  • Telefonseelsorge

Hier kannst Du rund um die Uhr mit Menschen reden, die im Umgang mit Krisen geschult und geübt sind. Es ist auch eine Mail- und Chatberatung möglich.

www.telefonseelsorge.de / App: „KrisenKompass“

Tel. (kostenfrei):         0800/111 0 111

0800/111 0 222

0800/116 123

  • [U25] Deutschland

Hier erhältst Du eine anonyme Mailberatung von gleichaltrigen Ehrenamtlichen, die von professionellen Fachkräften unterstützt werden. Du bekommst innerhalb von zwei Werktagen Rückmeldung. Zudem findest Du auf der Homepage viele weitere Informationen zu Suizidalität und anderen typischen Problemen und häufigen Fragen.

www.u25-deutschland.de

  • Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Hier findest Du eine umfassende Liste überregionaler und regionaler Beratungsstelle und Hilfen bei Suizidgefahr. (www.suizidprophylaxe.de).

  • Freunde fürs Leben

Informationen zum Thema Suizid findest Du auf der Suizidpräventionsplattform (www.frnd.de).

  • Bundeskonferenz für Erziehungsberatung

Hier kannst Du Informationen zu örtlichen Erziehungsberatungsangeboten erhalten oder online Beratung speziell für Jugendliche in Anspruch nehmen. (www.bke.de)

  • Notrufnummer 112: Rufe hier an, wenn Du im Augenblick keine Garantie mehr für dein Leben übernehmen kannst.
  • Solltest Du dich selbst in der Lage fühlen in die Notaufnahme eines kinder- und jugendpsychiatrischen Krankenhauses zu gehen, dann kannst Du dich auch alleine oder gemeinsam mit deinen Eltern dahin begeben. Die Adresse der Notaufnahme kannst Du telefonisch erfragen.
  • Grundsätzlich bieten die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste (Sozialpsychiatrischen Dienste – SPDI) sämtlicher Städte und Kommunen in Deutschland, Beratung und (Krisen-)Hilfe für Kinder mit psychischen Erkrankungen. Leider gibt es keine einheitliche Kontaktmöglichkeit der sozialpsychiatrischen Dienste. Leicht lässt sich der zuständige Dienst aber über das Internet ermitteln.