Häusliche Gewalt

Personen, die häusliche Gewalt (Partnergewalt) erleben, können aufgrund der derzeitigen Situation noch stärker bedroht und gefährdet sein als sonst. Schon vor dieser Krisenzeit war Partnergewalt z.B. in Form von körperlicher oder sexueller Gewalt, psychologischem/emotionalem Missbrauch oder Stalking sehr häufig. Schätzungen besagen, dass 22-35% der Frauen und 7-29% der Männer Partnergewalt erfahren haben (WHO, 2013). Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bedeuten, dass weniger Kontakt zu einem potentiell unterstützenden Umfeld besteht, Hilfsangebote schwerer aufzusuchen sind und mehr Zeit im Haushalt mit dem Täter verbracht wird. Räumliche Enge und erhöhter Stress können Aggressivität weiter steigern.

Dies ist eine Ausnahmesituation für alle in unserer Gesellschaft. Wenn Sie aktuell besonders große Angst haben, sind Sie nicht allein! Sie können sich auch jetzt Hilfe holen! Später, wenn die Krise vorbei ist, können Sie dann alles in Ruhe überdenken und sehen, wie es weitergeht.

Auch wenn die Situation aussichtslos erscheint – Sie sind nicht allein!

Trotz dieser besonders schwierigen Situation ist es wichtig, dass es auch im Moment Hilfsangebote, Beratung (auch anonym), und Auswege gibt. Holen Sie sich möglichst früh Hilfe!

Wenn möglich, erzählen Sie Familienangehörigen oder Freunden, was Sie erleben und bitten Sie um Unterstützung.

Polizei sowie andere professionelle Hilfsangebote stehen Ihnen zur Seite:

Trotz Kontaktsperren und anderen Einschränkungen gibt es rechtlichen Schutz

Eine Strafanzeige bei der Polizei kann jederzeit erfolgen. Die Polizei kann weitere Schritte einleiten, wie z.B. den Täter aus der Wohnung verweisen, ein Rückkehrverbot aussprechen, und (je nach Bundesland) ein Kontaktverbot verhängen. Mehr Informationen: https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/haeusliche-gewalt/

Hilfsangebote vor Ort sind auch in der derzeitigen Situation zu erreichen

Frauen können hier nach Beratungs- und Hilfsangeboten in Ihrer Nähe suchen: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfe-vor-ort.html

Männer können hier nach regionalen Hilfsangeboten (auch Telefonberatungen) suchen: https://maennerberatungsnetz.de/beratungsangebote/

Wenn Sie vorübergehend eine sichere Unterkunft benötigen, ist dies trotz Kontaktsperren aufgrund des Covid-19 Viruses weiterhin in den Frauenhäusern möglich: https://www.frauenhauskoordinierung.de/

Hilfe für Kinder

Kinder, die häusliche Gewalt miterleben, können die Nummer gegen Kummer anrufen: Montag-Samstags, 14-20 Uhr,  0800 111 0333

Online Chat oder Mailberatung: https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html

Hinweise für Nachbarn, Freunde, und Familienangehörige

Insbesondere in dieser Zeit, in der viele Menschen und Familien vermehrt zu Hause bleiben und z.B. von zu Hause aus arbeiten, kann es häufiger vorkommen, dass Nachbarn Zeugen häuslicher Gewalt werden und z.B. Schreie, Weinen, oder Lärm durch körperliche Gewalt hören. Freunde und Familienangehörige können auch eine wichtige Rolle spielen, wenn Sie besorgt sind, dass jemand von häuslicher Gewalt betroffen ist.

  • Bei einer akut bedrohlichen Situation sofort Hilfe holen:
    • Polizei-Notruf unter 110
    • Feuerwehr/Rettungsdienst/Notarzt: 112

Halten Sie, soweit möglich, regelmäßigen Kontakt, auch elektronisch. Signalisieren Sie Hilfsbereitschaft. Opfer häuslicher Gewalt können unter Umständen nicht offen darüber sprechen, z.B. auch weil der Täter alle Kontakte und Telefonate kontrolliert. Zu wissen, dass man nicht allein ist, ist trotzdem eine große Hilfe.

  • Auch Angehörige, Freunde, und Nachbarn können sich an telefonische Beratungsstellen wenden, auch wenn sie sich unsicher sind, ob ein Verdacht berechtigt ist:
    • Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
    • Telefonseelsorge (alle Geschlechter) Tel: 116123

Haben Sie Angst, selbst gewalttätig zu werden?

Wenn Sie bemerken, dass Sie selbst Ihre Wut und Aggressionen nur noch schwer kontrollieren können, oder Sie körperliche Übergriffe gegenüber Ihrem Partner/Ihrer Partnerin begangen haben, holen Sie sich umgehend Hilfe:

  • Bundesweite kostenfreie Hotline der Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e.V., Montags bis Freitags 9-18 Uhr: 0800 70 222 40

https://www.bevor-was-passiert.de/corona-krisentelefon

  • Für Männer, die in Krisensituationen nicht die Beherrschung verlieren möchten (mehrsprachig):

https://bundesforum-maenner.de/2020/03/25/corona-krise-survival-kit-fuer-maenner-unter-druck/