Kinder-Depression

Hallo Oma, ich bin so traurig und allein

Ach ist das alles schwierig und traurig gerade. Ich hatte mich doch so auf den Frühling gefreut, auf das lange Draußen sein, das Spielen mit meinen Freunden, meinen Kindergeburtstag. Und jetzt geht das alles nicht wegen Corona. Mama ist zwar meist zuhause, aber hat viel zu tun und wirkt oft genervt. Zu Papa kann ich gerade nicht. Ich fühle mich so allein. Am liebsten würde ich zu Oma gehen, aber das darf ich auch nicht. Oft liege ich im Bett und bin traurig…

Zunächst einmal: Es geht zur Zeit nicht nur Dir so. Viele Kinder sind derzeit auch sehr traurig und fühlen sich allein. Wegen Corona darfst Du gerade viele Dinge nicht tun, die Dir Spaß machen. Das ist auch schwierig! Gut, dass Du diese Seite entdeckt hast und Dir Hilfe suchst!

Übrigens: Traurig darf ja auch jeder einmal sein. Kurz zu weinen tut ja oft auch gut – kennst Du das auch? Am besten ist es, wenn jemand dann bei Dir ist, der Dich in den Arm nimmt und tröstet. Wenn Du jedoch merkst, dass die Traurigkeit zu groß wird und Du lange weinst ohne dass Dich jemand tröstet, dann versuche etwas dagegen zu tun. Hier kommen 10 Tipps. Wahrscheinlich helfen Dir nicht alle. Suche Dir die heraus, die zu Dir passen!

Hier sind 10 Vorschläge für Dich, um gegen Deine Traurigkeit etwas zu tun

Bei den ersten drei Tipps geht es um Kontakte mit anderen Menschen

  1. Auch wenn es zur Zeit natürlich schwierig ist und Dir vielleicht auch gar nicht danach ist: Versuche mit Deinen besten Freunden in Kontakt zu kommen. Telefonieren, chatten oder skypen ist ja zum Glück möglich. Frage wie es Deinen Mädels oder Kumpels geht und erzähle ein wenig von Dir. Vielleicht fühlen sich die anderen auch gerade traurig? Dann hilft schon einmal: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Zudem: Vielleicht findest Du das altmodisch, aber gerade Briefe und Karten von Dir können Deine Freunde oder Großeltern auch überraschen und erfreuen!
  2. Auch mit anderen Menschen, die Du lieb hast oder die Dir wichtig sind, kannst Du ja telefonieren, chatten oder skypen. Deine Oma oder Dein Opa werden sich sicherlich riesig freuen, mit Dir zu sprechen oder Dich sogar per Video zu sehen!
  3. Versuche auch Deiner Familie zuhause zu sagen, wie es Dir geht. Über die Traurigkeit zu sprechen, macht sie oft schon kleiner und besser aushaltbar.

Nun kommen wir zu Aktivitäten. Denn gegen Traurigkeit helfen Hobbys: was hast Du vor Corona gern gemacht? Überlege dann, was davon Du auch jetzt tun kannst. Hier kommen Vorschläge, sicher ist da für Dich was dabei:

  1. Sport: Gegen Traurigkeit hilft Bewegung. Das zeigt sogar die Forschung. Versuche Dich zu bewegen, gerne auch zu tanzen. Sport geht auch zuhause – wenn Dein Zuhause klein ist, laufe auf der Stelle, Liegestützen, Kniebeugen und Hampelmänner gehen immer; vielleicht findest Du jemand, der mitmacht und einen Wettbewerb mit Dir startet. Es gibt auch gute Apps, die Dich motivieren. Und ein Dauerlauf draußen in der Frühlingssonne ist ja weiter erlaubt!
  2. Lesen: Wenn Du schon lesen kannst, dann los: schnapp Dir Deine Lieblingsbücher. Mach es Dir gemütlich und lese sie alle noch einmal. Unsere Lieblingsbücher sind ja oft wie beste Freunde. Oder stehen da Bücher, die Du noch gar nicht gelesen hast? Frag sonst Deine Eltern: derzeit kann man Bücher auch einfach im Internet lesen.  Bestellen oder ausleihen geht natürlich auch – schau Mal, ob Deine Stadtbücherei vor Ort das anbietet! Wenn Lesen nicht so Dein Ding ist, dann sind es vielleicht Hörspiele oder Hörbücher?! Oder Du wirst direkt selbst ein Schriftsteller und schreibst Deine eigenen Geschichten oder Gedichte – das sind sicherlich eh die Besten!
  3. Malen: Malen oder Zeichnen sind doch auch sehr coole Möglichkeiten, kreativ und aktiv zu werden. Vielleicht hilft es ja, Deine Traurigkeit aber auch Deine Hoffnung zu malen, wie Merle (12 Jahre) das auf dem Bild nebenan für unsere Erde gemalt hat. Vielleicht kannst Du auch schon Häkeln oder Stricken? Dann strick doch der Oma eine Decke, Socken oder ähnliches. Oder bastelst Du gern? Vielleicht gibt es etwas vom Kunstunterricht in der Schule, was Dir Spaß gemacht hat und Du nun zuhause völlig stressfrei machen kannst.
  4. Musik: Weißt Du, dass Musik trösten kann? Probiere es aus: Höre Deine Lieblingsmusik, wenn Du traurig bist. Oder gehe nun auf die Suche nach neuen Songs, Bands, Sängern oder klassischer Musik. Zum Beispiel ermöglicht das Spotify. Super ist es natürlich auch, wenn Du selbst singst oder ein Instrument spielst. Nun hast Du mal Zeit, nicht nur müde nach Schule und Hausaufgaben zu üben, sondern vielleicht direkt nach dem Aufstehen?
  5. Filme, Serien und Zocken: Deine Lieblingsfilme und Serien im Fernsehen oder Internet anzuschauen mag auch helfen. Aber nicht übertreiben, denn das passive Zuschauen kann die Traurigkeit oft nicht so gut lange vertreiben. Genau das gilt auch fürs Zocken – wenn Du das auch vor Corona häufig gemacht hast, dann versuche jetzt weniger zu zocken und dies ganz bewusst nur für eine bestimmte Zeit zu tun.
  6. Spielen: Schau doch Dein Spielzeug durch (auch das im Keller oder auf dem Dachboden). Vielleicht entdeckst Du Spiele, mit denen Du lang nicht mehr gespielt hast? Vielleicht haben Deine Mutter, Dein Vater oder Geschwister ja auch Lust mit Dir zu spielen? Gemeinsam macht es oft noch mehr Spaß. Klassiker wie ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ oder Kartenspiele wie Uno bieten sich für einen gemütlichen Abend an. Oder mögt Ihr alle ein neues Spiel lernen? Oder aber spiele wie Kinder früher ganz ohne Spielzeug: Buden bauen, Verstecken spielen, Stadt Land Fluss etc kann die Traurigkeit oft gut vertreiben. Dem kreativen Spiel sind keine Grenzen gesetzt!

Und schließlich: Versuch Dir viel Gutes zu tun. Dazu gehört auch

  1. Essen: Regelmäßig und gesund zu essen ist Gold wert! Versuche also, Dich nicht nur durch Chips, Schokolade und Fastfood durch den Tag zu bringen. Vielleicht kochst Du immer schon gern oder magst nun, Deiner Mutter oder Deinem Vater beim Kochen helfen? Überlegt Euch doch einen Speiseplan. Gemeinsam die Familien-Lieblingspizza zu backen kann allen richtig Spaß machen.
  2. Schlafen: Ein guter und regelmäßiger Schlaf hilft auch gegen die Traurigkeit. Weil Du nicht in die Schule musst, kannst Du jetzt vielleicht länger schlafen und gehst dann spät ins Bett. Vielleicht kannst Du dann wegen der Traurigkeit auch nicht gut einschlafen oder wachst nachts oder früh morgens auf? Versuche tagsüber Dich viel zu bewegen, damit Du abends müde bist.  Vor dem Einschlafen solltest Du etwas besonders Schönes und Beruhigendes machen (wie Dein Lieblingsbuch lesen oder Lieblingshörbuch hören) und dann zu derselben Zeit ins Bett gehen wie sonst auch.
  3. Schöne Zeit mit anderen Personen daheim: Auch wenn Deine Eltern oder die Personen, die mit Dir zusammenleben, gerade sehr gestresst sind, bitte sie, mit Dir mindestens ein Mal am Tag etwas Schönes zu machen, was Euch beiden gut tut. Seid dabei kreativ: Viele Ideen hast Du ja gerade gelesen!

Schließlich sollst Du wissen: Eines Tages wirst Du wieder Deine Freunde und Deine Oma / Deinen Opa sehen können! Stell Dir genau vor, wie das sein wird: Wo wird das sein? Was werdet Ihr machen? Wird die Sonne scheinen? Wie wird es Dir dann gehen? Na, musst Du dabei lächeln? Auch diese Gedanken helfen gegen Deine Traurigkeit!

Wenn Du bemerkst, dass das alles Dir nicht hilft und Du immer nur noch trauriger wirst und auch keine Lust mehr hast zu leben, dann such Dir mehr Hilfe. Es gibt Menschen, die sich beruflich um die Sorgen und Nöte der Kinder kümmern. Hierfür gibt es hilfreiche Telefonnummern, die Du auch hier auf dieser Internetseite findest.

Youth-Life-Line

Hier helfen Jugendliche Jugendlichen… Persönlich und anonym!

Zur Homepage: https://www.youth-life-line.de

Jugend-Notmail

Du bist nicht älter als 19, hast ein Problem und niemanden, mit dem du darüber reden kannst? Dann bist du hier richtig, denn wir hören dir zu.

Zur Homepage: https://www.jugendnotmail.de

Autorin des Webbeitrages: Eva-Lotta Brakemeier