Wohlbefinden steigern

Mir geht es gerade nicht gut – Tipps zur Förderung des subjektiven Wohlbefindens in Krisenzeiten

Menschen unterscheiden sich auch in normalen Zeiten darin, wie zufrieden sie mit ihrem Leben und wie glücklich sie sind, d.h. in ihrem subjektiven Wohlbefinden. Da die Corona-Krise für fast alle Menschen eine Belastung darstellt, empfinden die meisten Menschen momentan ein geringeres subjektives Wohlbefinden. Existenzängste, veränderte Arbeitsbedingungen, beispielsweise durch Homeoffice und Beschulung oder Betreuung der Kinder zuhause, Zusammenleben auf engerem Raum als sonst, Sorgen etc. führen dazu, dass viele Menschen momentan mit ihrem Leben weniger zufrieden und auch weniger glücklich sind als das normalerweise der Fall ist. Diese Belastungen können sich auf unsere Stimmung und unsere allgemeine Zufriedenheit auswirken.

Wie kann sich ein vermindertes subjektives Wohlbefinden äußern?

Angst, dass das eigene Leben so wie wir es kennen, aus den Fugen gerät. Angst davor, die eigene Existenz zu verlieren.

Sorgen können zu Müdigkeit oder Erschöpfung führen. Andere wiederum leider unter Kopfschmerzen oder Magenproblemen. Manche Menschen regen sich aber auch sehr auf und haben dann z. B. eine erhöhte Herzrate oder werden motorisch sehr unruhig

Sorgen und Ängste nehmen gedanklich viel Raum ein; häufig fangen Menschen dann an zu grübeln oder haben das Gefühl, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Das Grübeln kann sie auch am Schlafen hindern.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Probleme. Während die einen sich in problematischen Situationen erst einmal zurückziehen, reagieren andere auf Probleme eher mit Wut und aggressivem Verhalten. Letzteres kann durch die beengten räumlichen Verhältnisse, in denen viele Menschen zu Zeit leben, noch verstärkt werden.

Was kann ich tun, um mein subjektives Wohlbefinden zu steigern?

Auch wenn die Corona-Krise sicherlich eine bislang nie dagewesene Situation darstellt, haben Sie sicherlich durch Ihre Stärken schon andere Krisen gemeistert. Überlegen Sie sich, welche Ihrer Stärken Ihnen in der Vergangenheit geholfen haben. Besinnen Sie sich auf diese und vertrauen Sie darauf, dass sie Ihnen auch diesmal helfen werden.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Gefühl Sie überrollen, z.B. wenn es zum Streit mit den Partnern oder Kindern kommt oder Sie das Gefühl haben, dass die aktuelle Situation gerade unerträglich bedrohlich wird, dann versuchen Sie, sich eine 5-minütige Auszeit zu nehmen. Versuchen Sie einfach 5 Minuten tief ein- und auszuatmen oder machen Sie etwas anderes, was Sie entspannt und Ihnen erlaubt, nicht nur einfach emotional zu reagieren, sondern bewusst zu handeln (s. auch Seite zur Ängstlichkeit).

Versuchen Sie negative Gedanken durch realistische Gedanken zu hinterfragen, z.B. „Ich werde mich bestimmt mit Corona anstecken und sterben.“ vs. „Auch wenn sich sehr viele Menschen mit hoher Wahrscheinlich mit Corona anstecken werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Verlauf bei mir schwer oder sogar tödlich ist, sehr oder eher gering.“ Oder „Durch die Corona-Krise wird unsere Wirtschaft völlig zusammenbrechen.“ Vs. „Wir wissen noch nicht, wie sich die Corona-Krise auf unsere Wirtschaft auswirkt. Deutschland ist ein vergleichsweise reiches Land, das sicherlich besser auf die Auswirkungen reagieren kann als viele andere.“

Alle konstruktiven Maßnahmen sindhilfreich, den Stress abzubauen und zu reduzieren. Vielen Menschen hilft es, Sport zu machen oder spazieren zu gehen, während bei anderen kochen, backen, musizieren oder malen hilft. Versuchen Sie Verhalnesweisen zu vermeiden, die den Stress nicht wirklich verändern. Ignorieren Sie den Stress nicht einfach. Tun Sie keine Dinge, die ihnen oder anderen Menschen sogar schaden können, z.B. durch zu viel Alkohol oder Drogen.

Rufen Sie Ihre Freunde und Ihre Verwandten an und teilen Sie Ihre Sorgen und Probleme mit Ihnen. Oft hilft es schon, über Probleme zu reden

Wenn Sie Hilfe brauchen, zögern Sie nicht, darum zu bitten. Die aktuelle Situation stellt viele Menschen vor Herausforderungen, die sie alleine nicht meistern können. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie anderen helfen können

Bieten Sie anderen Ihre Hilfe an, wenn Sie können. Anderen zu helfen führt immer zu einem guten Gefühl. In einer Phase wie der aktuellen, die sich vor allem durch ihre Unkontrollierbarkeit auszeichnet, hat man, wenn man anderen hilft, das Gefühl, etwas Konstruktives beitragen zu können, was zu einem höheren subjektiven Wohlbefinden führt

Versuchen Sie das Fehlverhalten von anderen Personen momentan nicht überzubewerten. Durch die Corona-Krise sind wir momentan alle in einer Ausnahmesituation und gestresst, so dass auch andere Menschen sich stressbedingt anders benehmen als sie es normalerweise tun. Gelassenheit im Umgang mit anderen ist auch im Moment von großer Wichtigkeit.

Versuchen Sie Konflikte konstruktiv zu lösen  (Paarkonflikte). Eine konstruktive Kommunikation mit ihrem Partnern, Verwandten und Freunden ist gerade in Krisenzeiten besonders wichtig.

Wenn Sie, z.B. durch die Kontaktsperre, das Gefühl haben, einsam zu sein, rufen Sie Freunde, Bekannte oder Verwandte. Auch wenn Sie sich schon sehr lange nicht mehr gemeldet haben, werden diese sich sicherlich freuen, wenn Sie sie anrufen.

Nutzen Sie die vielleicht zusätzliche Zeit und denken Sie darüber nach, wem Sie alles wofür in Ihrem Leben dankbar sind. Rufen Sie diese Personen an oder schreiben Sie einen Brief und schildern, warum Sie ihm oder ihr dankbar sind. Das geht auch in Zeiten von Kontaktsperre und führt dazu, dass nicht nur diese Person sich besser fühlt, sondern Sie auch

Merke: Dass man sich in Krisenzeiten weniger wohl fühlt ist ganz normal. Die meisten Menschen sind nach der Krise wieder genauso zufrieden mit ihrem Leben und glücklich wie vorher. In der Krise können Sie aber selber aktiv etwas tun, damit es Ihnen besser geht.

Autorin: Ricarda Steinmayr